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1967-1974

Mit Herrn Hauptlehrer Egon Bauer war jedoch schnell ein neuer, erfahrener Blasmusikdirigent gefunden, der seine Tätigkeit zudem unentgeltlich ausübte. Um den Kern der Knabenkapelle herum begann Herr Bauer das "Stadtorchester" aufzubauen. Zusätzlich sollte es einen Mädchen-Fanfarenzug geben. So begann mit Anfang des Jahres 1967 am Strandbad wieder der reguläre Probenbetrieb. Der rührigen Pressearbeit von Herrn Bauer war es zu verdanken, dass es bald regen Zulauf von Erwachsenen gab, die mit den Jungs gemeinsam musizieren wollten. Dies war für die jungen, aber schon erfahrenen Musiker eine völlig neue Situation. Einerseits konnten sie den erwachsenen Neulingen auf dem Instrument einiges vormachen, andererseits sollten sie aber deren Autorität akzeptieren. Auch im Verein gab es, wie vielerorts in den ausgehenden 60er Jahren, so etwas wie einen "Generationenkonflikt".

Nach einem Jahr intensiven weiteren Aufbaus sprach man im Jahre 1968 erstmals ausdrücklich von dem "Musikverein St. Goar". Eine weitere Untergruppe kam hinzu, die Jugendmusikschule, in der Kinder im Grundschulalter Melodica- und Flötenunterricht erhielten. Alle Abteilungen zusammengezählt ergaben schon bald sehr beachtliche Mitgliederzahlen. Am 09. März 1968 meldete der "Rheinfels-Kurier" das Ansteigen der Zahl aktiver Mitglieder auf 101, am 23. März auf 115.

Die Generalversammlung am 16. März 1968 beschloss die neue Satzung und die Anschaffung der heute noch verwendetet, dunkelroten Uniformen. Mit Schreiben der Stadt- und Amtsverwaltung vom 15. März 1968 hatte der Musikverein die Genehmigung erhalten das Stadtwappen auf der Uniform, Fanfarenwimpeln und einer Standarte zu führen.

Am 20. Juni 1968 wurde der Musikverein St. Goar unter Nr. 58 in das Vereinsregister des Amtsgerichts St. Goar eingetragen. Am 22. September 1968 veranstaltete der Verein ein großes Freundschaftsmusizieren, bei dem auch der befreundetet Musikverein aus Erfweiler-Ehligen (Saarland) mitwirkte. Unvergesslich bleibt für alle, die dabei waren, der Auftritt beim Weinfest-Umzug in Bacharach am 06. Oktober 1968. Gemeinsam mit den gleichuniformierten Musikkameraden aus Altstrimmig hatte man zu diesem Anlass ein über 80 Mann starkes Orchester gebildet. Es waren zwei Sousaphone angeschafft worden, die fortan als eine Art Markenzeichen des Vereins galten.

Im Jahre 1969 wurde der erste größere Vereinsausflug durchgeführt. Mit zwei Bussen ging es am 10. Mai nach Greven bei Münster in Westfalen zur Teilnahme am 100jährigen Stiftungsfest der Kolpingfamilie.

Das große Hochwasser von 1970 suchte das Probelokal in nicht vorhergesehenem Maße heim und richtete am Gebäude und Inventar erhebliche Schäden an.

Musikalisch gab es erfreuliches zu vermerken, die Aufwärtsentwicklung des Orchesters hielt an. Außerdem wurden mit Gerda Bauer, Monika Blankenmeyer, Uschi Klee und Ursula Wiegand als Klarinettistinnen die ersten Mädchen in das Orchester aufgenommen. Der Vereinsausflug am 06. und 07. Juni 1970 führte zu den Freunden nach Erfweiler-Ehlingen. Im gleichen Jahr wurde bei Gelegenheit eines Auftritts in Koblenz (Jubiläumsfeier der Firma Lütke) auf dem Deutschen Eck ein Foto aufgenommen, das den Verein mit fast 60 Aktiven zeigt. Die Beitragsliste per 01. September 1970 wies 61 Orchestermitglieder aus, von denen heute noch viele dabei sind - aber schauen Sie selbst.


1970 Am Deutschen Eck

5. Reihe von vorn, von links: Horst Junker, Lothar Gras, Raimund Goedert, Ralf-Günther Frischauf, Horst Römer, Wolfgang Scherer, Andreas Haupt, Stefan Krick.

4. Reihe von vorn, von links: Wolf-Rüdiger Vettin, Ulrich Theiß, Heinz Klee, Adolf Langenbach, Herbert Langenbach, Wolfgang Knab, Paul Geiler, Friedrich Böhler, Wolfgang Goedert.

3. Reihe von vorn, von links: Kurt Hilgert, Lothar Schäfer, Paul Muders, Eduard Nermerich, Peter Kohl, Thomas Knopp, Fredy Fuchs, Arthur Bach, Hans Meyer, Egon Bauer.

2. Reihe von vorn, von links: Jürgen Knab, Karl-Heinz Blankenmeyer, Arnold Hubrath, Jürgen Goedert, Fritz Frischauf, Werner Philipps, Horst Petry, Paul Drobig, Heinrich Pabst, Reiner Stein, Erwin Graß, Goar Goedert, Thomas D'Avis, Kurt Fuchs.

Vordere Reihe, von links: Wilhelm Rau, Burkhard Theiß, Martin Hilgert, Edi Blankenmeyer, Paul Knab, Ursula Wiegand, Gerda Bauer, Monika Blankenmeyer, Michael Knopp, Harald Wollner, Gerd Weber, Dieter Hungenberg, Gerhard Hilgert.






Neben vielen anderen interessanten Auftritten ist aus 1971 vor allem die Fahrt nach Hamburg in Erinnerung. Am 13. November konnte das Orchester anlässlich einer Großveranstaltung in der Riesenhalle "Planeten und Bloomen" eindrucksvoll gastieren.

Zu Fronleichnam 1972 gab es anlässlich einer NATO - Tagung in Bonn einen Schiffsausflug internationaler politischer Prominenz nach St. Goar. Unter starken Sicherheitsmaßnahmen besuchte man die Burg Rheinfels. Der Musikverein war zur Stelle und intonierte unter der Stabführung seines bislang prominentesten Dirigenten, des damaligen Außenministers und späteren Bundespräsidenten Walter Scheel, den Marsch "Wien bleibt" Wien". Später wurde bekannt, dass am gleichen Tag in Frankfurt Andreas Baader, ein Kopf der Terroristengruppe "Baader-Meinhoff-Bande" festgenommen worden war.


Juni 1972 - Bonner Prominenz auf Burg Rheinfels. Der damalige Bundesaußenminister Walter Scheel beim Dirigieren des Musikvereins St. Goar. Kurt Mebus in "Gala" im Gespräch mit Mildred Scheel.






Unter Einbeziehung des 3. Verbandsmusikfestes "Mittelrhein-Hunsück" und der Großveranstaltung "Rhein in Flammen" führte der Musikverein vom 09. bis 17. September 1972 eine Musikwoche durch. Gleichzeitig wurden in München die Olympischen Spiele ausgetragen.

Als Kuriosität ist aus dem Jahre 1972 die Beschädigung eines Sousaphons durch ein Schiff beim Übersetzen von Bad Salzig nach Kamp am 03. September zu vermelden.

Alsbald zeichnete sich ein neuer Umbruch ab. Herr Bauer begann sich aus dem Amt des Dirigenten zurückzuziehen und die Stabführung nach und nach dem damals gerade 18jährigen Werner Philipps zu übertragen. Auch der Verein bekam die Folgen der Verwaltungsreform zu spüren.

Nicht nur der arbeitsplatzbedingte Wegzug bewährter Vereinsmitglieder und die Verlegung der Hauptschule machten sich bemerkbar. Man konnte den Eindruck gewinnen, dass sich in St. Goar eine allgemeine Niedergeschlagenheit breit zu machen drohte. Immer mehr Musiker wanderten ab. Auf der Generalversammlung am 01. Februar 1973 stand Franz Josef Goedert aus beruflichen Gründen nicht mehr für das Amt des ersten Vorsitzenden zum Verfügung. Den Vorsitz übernahm schweren Herzens Hans Meyer.

Obwohl die Zahl der Aktiven ständig zurückging konnte der Musikverein noch mit beachtlicher Resonanz unter seinem engagierten Vize-Dirigenten Werner Philipps an den Feiern zur Eröffnung der Städtepartnerschaft in Châtillon-en-Bazois in Gegenwart von Francois Mitterand vom 28. April bis 01. Mai 1973 teilnehmen.

Châtillon-en-Bazois, Pfingsten 1974

1. Reihe von links: Peter Nermerich, Martin Hilgert, Richard Pabst, Jürgen Goedert. 2. Reihe von links: Detlef Kozian, Eduard Nermerich, Monika Blankenmeyer, Josef Philipps, Reiner Stein, Ursula Wiegand, Lothar Schäfer, Stefan Krick, Werner Philipps, Doris Krick.

Es war in der "Krisenzeit". Daher hatte man nur ein kleines Häuflein Getreuer auf Wunsch der Partnerstadt entsenden können (44 Personen im Jahr vorher). Es wurden trotzdem 8! Konzerte gegeben und beim Festgottesdienst mitgewirkt. Es fand ein richtiger Konzertabend in der großen Halle des Kulturzentrums statt. Mit von der Partie war auch noch der Senior Paul Drobig (damals bereits über 80 Jahre alt). Musikalische Leitung: Werner Philipps.







Die "Rheinländer" mit Friedel Burch bei der Kappensitzung Fassenacht 1975
Von links: Werner Philipps, Reiner Stein, Jürgen Goedert, Monika Blankenmeyer, Detlef Kozian, Ursula Wiegand, Stefan Krick, Uschi Goedert, Martin Hilgert.







Die schon zur Tradition gewordene "Gründelbacher Kirmes" wurde auf die Wiese Philipps verlegt. Am 08. September 1973 half der Musikverein bei der Einweihung des neuen Schloss-Hotels auf Burg Rheinfels. Im November wurde den St. Goarer Pfadfindern vorläufig die teilweise Nutzung des Strandbadgebäudes eingeräumt.

Viele Auftritte wurden nur mit kleiner Besetzung durchgeführt. Unter dem Namen "Original Rheinländer" hatte sich zur Mitwirkung bei den Kappensitzungen der "KG Rot-Weiß Sangewehr" erstmals 1973 eine Gruppe vorwiegend Jugendlicher zusammengefunden, die immer häufiger auch für "normale" Auftritte einsprang. So konnte der Vereinsbetrieb einigermaßen aufrechterhalten werden.

Das Jahr 1974 wurde am 17. und 18. November gekrönt durch eine Wochenendfahrt der Aktiven nach Paris. Es war dies der bislang einzige größere Ausflug, der ohne Instrument stattfand. Zum Ende des Jahres beendete Herr Bauer seine aktive Tätigkeit endgültig.